Strategien und Herausforderungen im Umgang mit alten, naturnahen Laubwäldern

Alte, naturnahe Laubwälder sind von enormer Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt, und ihre Erhaltung wird zunehmend in den Fokus der europäischen und nationalen Waldpolitik gerückt. Die aktuelle Bundesregierung beabsichtigt, den Einschlag in alten, naturnahen Buchenwäldern in öffentlichem Besitz zu stoppen. Allerdings herrscht Uneinigkeit darüber, wie sinnvoll ein vollständiges Nutzungsverbot ist und wie Natur- und Klimaschutzziele am besten miteinander vereinbart werden können.

Ein neuer Bericht des wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBW) taucht tief in diese Thematik ein. Er untersucht, wie Schutzbemühungen umfassender gestaltet werden können und beleuchtet die damit verbundenen Zielkonflikte zwischen Biodiversitäts-, Klimaschutz und der Anpassung an den globalen Wandel.

Laut dem Bericht sollten Schutzbemühungen nicht nur Buchenwälder einschließen, sondern alle Arten alter, naturnaher Laubwälder umfassen. Diese Wälder sind insbesondere dann von hohem Wert, wenn sie Baumdimensionen und Strukturen aufweisen, die das übliche wirtschaftliche Erntealter überschreiten. Die Studie empfiehlt, das Schutzalter für Eichenwälder auf mindestens 300 Jahre und für andere Laubwälder auf 180 Jahre festzulegen, um ihre natürliche Entwicklung zu gewährleisten.

Der WBW zeigt auf, dass zwischen dem Schutz der Biodiversität und dem Klimaschutz mehrere Konflikte bestehen. Die These, dass natürliche Waldentwicklung automatisch dem Klimaschutz dient, wird kritisch betrachtet. Denn obwohl alte Laubwälder bedeutsame Kohlenstoffspeicher sind, ist ihr Potenzial als Kohlenstoffsenke kurz- bis mittelfristig begrenzt. Im Vergleich dazu bieten jüngere bis mittelalte Laubwälder effektivere Kohlenstoffsenken, allerdings mit begrenzten kurz- bis mittelfristigen Vorteilen für die Biodiversität.

Um Zielkonflikte zu minimieren, betont der Bericht die Notwendigkeit einer systematischeren Schutzgebietsplanung. Eine detaillierte Lückenanalyse des bestehenden Schutzgebietssystems sollte als Basis für gezielte und effiziente Maßnahmen dienen. Die Standortspezifität ist hierbei entscheidend.

Ferner wird ein kontinuierliches Waldmonitoring empfohlen, um die Auswirkungen von Schutzmaßnahmen auf die Biodiversität, Kohlenstoffpools und Anpassungsfähigkeit der Wälder beurteilen zu können.

Abschließend verweist der WBW auf die Notwendigkeit, Förderinstrumente so zu gestalten, dass sie die Zielkonflikte zwischen Biodiversitäts- und Klimaschutz minimieren und Anreize für den Privat- und Körperschaftswald schaffen, um naturschutzfachlich wertvolle Wälder besser zu schützen.

Quelle: WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT WALDPOLITIK BEIM BMEL (Hrsg.) (2023): Zum Umgang mit alten, naturnahen Laubwäldern in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Biodiversitätsschutz, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Berichte aus der Landwirtschaft, Sonderheft 238, 29 Seiten.

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